
06.01. Kurviger Ritt durch die Anden
Eine lange Busfahrt steht an, es geht von Cuenca durchs zentrale Hochland nach Baños. Vorher machen wir uns etwas unbeliebt, da Stefan den Busfahrer um eine ruhige Fahrt bittet, alle Fenster öffnen lässt und zum Tragen der mascarilla auffordert. Vorbei geht es an vielen kleinen Dörfern, auch größeren Städten, viel Landwirtschaft und vielen Menschen in tollen bunten Trachten. Es scheint, als hätten sie sich extra herausgeputzt, um Bus zu fahren. Vorallem gibt es einen atemberaubenden Ausblick auf die Gebirgslandschaft. Wir wünschten, wir könnten häufiger abhalten, um Fotos zu machen. Aber der Busfahrer hat es eilig, kaum eine Pinkelpause ist drin, nur sein Mittagessen, das muß sein. Leider sagt er vorher niemanden Bescheid, sondern lässt den Bus einfach laufen.
Am Nachmittag kommen wir in Baños an und laufen zum Hostel, eines der gleichen Kette, in der wir zuvor in Cuenca und total zufrieden waren. Erst sieht es geschlossen aus, dann hat das Zimmer das Bad auf dem Flur, nach einem Upgrade und Nutzungsverlängerung bis zum nächsten Nachmittag, müffelt das Zimmer, die Handtücher sind dreckig, wir ziehen um, dort ist Schimmel im Bad. Wir stornieren und suchen ein anderes Hotel, finden ein hübsches buntes mit viel Kunst an den Wänden. Dort bleiben wir. Am Abend trinken wir halb deutsches Bier (Katharina findet ein Bild von der König Brauerei Ruhrort an der Wand) und sitzen och im Garten und plaudern mit dem Hotelbesitzer, einem Engländer, der vor 13 Jahren im Urlaub war und blieb. Dieser bestätigte eine Vermutung : die Ecuadorianer verstehen keine Ironie, auch keine Witze. Und wir dachten, es läge an unserem Spanisch….
07.01 Ein Tag in Baños
Die Zusammenfassung wird kurz, denn wir sitzen gerade nach einer 8 Stunden Busfahrt über nach am Terminal in Lago Agrío um 6.00.
Der Tag war sehr schön und dafür, dass wir gar nichts geplant hatten, doch recht interessant.
Nach einem tollen Frühstück hat uns der Hausherr für 5 Dollar Tickets in einem Chiva bus gebucht. Das ist ein open air bus mit lauter Musik, das hatten wir noch nicht! Wir fahren die Straße der Wasserfälle ab, sehr schönes Panorama. Danach fahren wir mit dem Bus auf den Aussichtspunkt casa de árbol auf 3.500 Höhe. Sehr schön angelegt und mit Himmelsschaukeln.

Im Hotel packen wir zusammen und gehen nochmal typisch ecuadorianisch essen – Pommes und Schnitzel.
Ab 19.30 geht unsere Bus in Richtung Amazonas. Es wird anstrengend, wir wissen es bereits.
08.01. Der schönste Sonnenuntergang im Amazonas
Die Nacht war hart im Bus, wie erwartet, Assi-Gäste, schlechte Straßen, Gebirge, Nebel. Schon um halb fünf morgens sind wir in Lago Agrío, einer Stadt von solch überwältigender Hässlichkeit, dass man sie sofort wieder verlassen möchte. Nein, hier möchte en nicht übernachten, aber der Ritt vom Vorabend ab halb acht hat es auch in sich. Unser Treffpunkt ist irgendwo in der City, die Angaben schwanken zwischen acht und halb zehn. Insgesamt warten vier Stunden, trinken miserablen Kaffee und Stefan wagt ein Frühstück, bis uns unser Guide abholt (der Fehler lag bei der Agentur, nicht beim Guide).
Dann geht es weitere zwei Stunden mit dem Bus ins Amazonasgebiet, einer der holprigsten Fahrten ever. Schließlich steigen wir dann noch in ein Kanu und fahren weitere zwei Stunden die Flüsse entlang bis zur Lodge. Wir sind die einzigen Gäste. Der Weg dorthin ist atemberaubend schön, wir sehen bereits drei verschiedene Affenarten, fahren durch eine Lagune mit schwarzem spiegelndem Wasser. Bei all der Schönheit sind wir aber einfach hundemüde. Immerhin, wir dürfen uns kurz hinlegen, obwohl der Plan etwas anderes sagt, aber wir sind ja die Einzigen. Am Nachmittag fahren wir wieder los mit dem Boot zur Lagune. Auf den Weg fängt es kräftig an zu regnen, aber Regenponchos sind da, ebenso ein wunderschöner Regenbogen, dessen Anfang und Ende ins Wasser taucht.

So schnell wie begonnen endet der Regen und wir bestaunen einen fantastischen Sonnenuntergang. Schließlich fahren wir im Dunkeln zurück, merkwürdige Dschungelgeräusche einschließlich, und nehmen eine kalte Dusche und ein leckeres Abendessen. Um zehn geht der Strom aus, gute Nacht!
09.01. Rosa Delfine, Spinnen, Sternenhimmel
Trotz all der Dschungelgeräusche haben wir erstaunlich gut geschlafen. Nach einem, nennen wir es einfachen Frühstück, fahren wir mit dem Motorkanu los zur Wanderung im Dschungel. Dieses Boot wird später neue Gäste abholen, deshalb hängt ein weiteres Kanu hinten dran. Wir sind bekleidet mit langärmligen Sachen, Gummistiefeln und besprüht mit Moskitomittel los geht die drei Stunden Wanderung. Obwohl wir schon einige Nationalparks mit Regenwäldern besucht haben, ist dies der dichteste. Auch die Gummistiefel haben ihren Sinn, wir stehen (fast) knietief im Matsch. Tiere sehen wir wenig, aber das wussten wir, die sind hier viel scheuer als auf Galapagos. Wieder einmal stehen wir am mitad del mundo, auch verläuft der Äquator, es gibt ein kleines Denkmal, auch hier könnte ein Ei ausbalanciert werden.

Stefan wird trotz allem Schutz mehrfach gestochen, wir beide sind durchgeschwitzt und matschig, allerdings kommt jetzt der anstrengendere Part: wir paddeln etwas über eine Stunde zurück. In der Lagune sehen wir rosa Flussdelfine!!! Stefan springt noch zu ihnen ins Wasser, aber sie sind nicht so spielfreudig wie unsere Seelöwenfreunde.
Zurück in der Lodge entspannen wir in Hängematten. In der Zwischenzeit sind sieben neue Gäste angereist. Mit allen geht’s am Nachmittag wieder zur Lagune, wir sehen erneut Delfine, diverse Vögel, Affen und Fledermäuse. Nach dem Sonnenuntergang machen wir mit allen eine Nachtwanderung. Die Geräusche sind unglaublich, überall krabbelt es gefühlt. Die Aussage es gebe mehr Augen als Blätter, lässt uns las mascarillas noch höher ins Gesicht ziehen, denn sie helfen ja gegen Viechzeuch diverser Spezies. Es gibt viele sehr interessant aussehende Spinnen, manche können sogar ihr Netz der Beute entgegenschleudern. Auf der Rückfahrt sehen wir tatsächlich noch eine kleine Boa constrictor in einem Baum, von den Kaimanen blitzen nur die Augen auf, dann verschwinden sie. Was aber noch unglaublicher ist, ist der Sternenhimmel in völliger Dunkelheit. Und dunkel ist hier so richtig dunkel….
10.01. Guacamayo Lagune
Am Morgen startet die gesamte Truppe im Kanu Richtung der Lagune, die der Lodge den Namen gab. Zuerst mit Motorhilfe, dann stiegen wir um in zwei schmalere Kanus, Stefan und Katharina in eines mit dem Junior und die restlichen sieben in ein anderes mit Jefe Washington. Dann wird gepaddelt…. Durch schmale Flussläufe mit viel Gestrüpp ab in die Lagune. Schließlich legen wir an und machen noch eine kleine Wanderung. Viele neue Tiere sehen wir nicht, außer einer Flussschildkröte, aber wieder eine große Affenfamilie, die eine tolle Show abliefert von Baum zu Baum. Der Junior ist nicht ganz so gesprächig wie sein Vater, die Angaben beschränken sich auf kurze Stichworte (Pilz, Orchidee, Schildkröte, so in etwa) dafür hat Washington tatsächlich mal Witz. Kurz nachdem wir wieder in der Lodge sind (gleicher Weg zurück, paddeln ist ganz schön anstrengend, wenn die Äquatorsonne brennt) fängt es kräftig an zu regnen. Wir machen eine kleine Siesta in der Hängematte und pünktlich zum Start der Nachmittagstour hört es wieder auf. Es geht wie immer in die Lagune grande, da es aber recht wolkig ist, warten wir nicht den Sonnenuntergang ab, sondern fahren zu einer derzeit leeren Lodge, um auf deren Aussichtsturm 360 Grad auf den Regenwald zu schauen. Erhabener Anblick.

Hinter der Lodge wird dann noch ein Kaiman gesichtet. Allerdings im Wasser, so gibt es keine Fotos.
Auf dem Rückweg sehen wir noch einen schwarzen Kaiman, der vom Aussterben bedroht ist, sich dieser ist so versteckt, dass ein Foto nicht aussagekräftig ist. Viele Fledermäuse begleiten uns und auch Delfine sehen wir erneut. Am Abend betitelt Washington noch unsere Fotos, damit wir hier keinen Mist verbreiten.
Morgen früh 5:30 aufstehen, birdwatching & sunrise!
11.01. Burger King im 5 Sterne Hotel
Wir können bis 5:30 Uhr schlafen, allerdings werden wir von den Nachbarn geweckt, die bereits um 5 Uhr duschen. Dazu muss man wissen, dass die Lodge je drei Zimmer mit einem großen Dach hat, über den Zimmern selbst ist nur Fliegengitter. Man hört also alles. Der Nachbar schnarcht auch ein wenig. Um viertel vor sechs geht’s dann los, wir sind pünktlich zum Sonnenaufgang in der Lagune. Ansonsten die üblichen Vögel und Affen,..

Gewohnheit ist das aber noch lange nicht.
Wir packen, bekommen noch Frühstück und um halb zehn startet die Rückreise: 2h Kanu, 2h Bus bis Lago Agrío, 7 Stunden Bus bis Quito (diesmal über Tag um das Tal des Río Coca, atemberaubend schön, hohe Klippen, zig Wasserfälle, Hochplateaus, man möchte an jeder Kurve anhalten, aber der Bus hält halt nicht) , Taxi zum Hotel, schon haben wir 22 Uhr. Und Hunger. Wir haben uns für die letzten beiden Nächte eine etwas luxuriösere Unterkunft ausgesucht, denn Quito haben wir bereits besucht und wir wollen es mal gemütlich haben, um die Weiterreise zu planen.
Im Hotel angekommen, nimmt keiner das Gepäck, am besten hätte man noch vorher online bezahlt, die Zimmer werden derzeit nicht täglich gereinigt…. Alles wegen Corona. Seltsamerweise haben ausgerechnet die besten Hotels die meisten Ausreden… Dann noch Diskussionen ums Frühstück, aber irgendwann sitzen wir im Zimmer und blicken auf das erleuchtete Quito. Und haben immer noch Hunger. Also, wenn alles um 22 Uhr schon zu hat, dann macht man es, wie alle hier: man bestellt per Lieferservice glove per app und schwupps isst man Burger und Pommes im 5 Sterne Hotel!
Im Nachgang – als wir wieder in Deutschland sind – bekommen wir noch einige Bilder von unseren Zimmernachbarn, die auch nochmal ganz spannende Tiere eingefangen haben!